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Mobilitätsallianz will Autofahrten zu St. Galler Firmen reduzieren

Der Anteil der Pendlerinnen und Pendler, die mit dem öffentlichen Verkehr zu ihrem Arbeitsplatz unterwegs sind, soll erhöht werden. (Archivbild)
Der Anteil der Pendlerinnen und Pendler, die mit dem öffentlichen Verkehr zu ihrem Arbeitsplatz unterwegs sind, soll erhöht werden. (Archivbild) Bild: KEYSTONE/ANDREAS BECKER
Die im Sommer gestartete Buslinie 415 im St. Galler Rheintal ist ein Ergebnis der Mobilitätsallianz Ostschweiz. Ziel ist es, die Pendlerinnen und Pendler durch gute Angebote zum Umstieg auf ÖV oder Velo zu bewegen. Zahlen zur Auslastung der Buslinie liegen noch nicht vor.

Seit 2022 beteiligt sich der Kanton St. Gallen an der Mobilitätsallianz Ostschweiz. Ziel ist es, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs am Modalsplit zu reduzieren.

Ausgangspunkt für neue Angebote wie die im August gestartete Buslinie 415 im Rheintal ist jeweils eine Datenanalyse des Unternehmens 42hacks. Diese basiert auf historischen und Echtzeit-Mobilfunkdaten der Swisscom, die anonymisiert werden.

Eine eigens dafür entwickelte künstliche Intelligenz decke unbekannte Korrelationen auf und bilde den Ist-Zustand von Modalsplit und Verkehrsaufkommen ab, heisst es dazu auf der Webseite des Kantons.

"Hackathons" mit Mitarbeitenden verschiedener Firmen hätten gezeigt, dass mehr Angestellte den öffentlichen Verkehr nutzen würden, wenn die Firmen besser an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden wären, erklärte Christian Stieger von der Mobilitätsallianz Ostschweiz auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Signifikante Ziele

Die Buslinie 415 erschliesse das Industriegebiet, in dem unter anderem die Unternehmen VAT AG und Medmix Switzerland AG ansässig seien. Davon profitierten aber auch weitere Firmen im Areal. Für konkrete Auslastungszahlen sei es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh. Solche Zahlen würden voraussichtlich erst im ersten Quartal 2026 vorliegen.

Ähnliche Mobilitätskonzepte seien bereits unter anderem mit Bühler in Uzwil, SFS in Heerbrugg sowie der Thyssenkrupp Presta AG in Eschen FL umgesetzt worden. Konkrete Zielwerte, die erreicht werden müssen, würden nicht öffentlich kommuniziert, so Stieger. Es handle sich aber jeweils "um signifikante Veränderungsziele im Pendlerverhalten der Mitarbeitenden".

Das erste konkrete Projekt der Mobilitätsallianz wurde mit der Bühler AG in Uzwil gestartet. Daten hätten für jede einzelne Pendlerstrecke aufgezeigt, wie gut die ÖV-Anbindung sei, teilte das Unternehmen damals mit. Zu den Erkenntnissen gehörte, dass etwa 30 Prozent der rund 3000 Mitarbeitenden von Bühler in Uzwil ohne viel Umsteigen und etwa gleich schnell wie mit dem Auto mit dem ÖV anreisen könnten.

Neue ÖV-Abos

Dies führte zu Massnahmen, "die fast 80 Prozent der Mitarbeitenden eine gute ÖV-Alternative zur Autofahrt bieten". Zum einen vergünstigte das Unternehmen beim Verzicht auf einen kostenlosen Parkplatz am Arbeitsplatz die Ausgaben für den ÖV - etwa mit einem Jahresabonnement für alle Zonen des Tarifverbundes des jeweiligen Wohnorts. Die Gemeinde Uzwil erweiterte das Leih-Angebot für Scooter und Velos um zehn Stationen für den Weg zwischen Bahnhof und Firma.

Bereits nach wenigen Monaten sei "eine grosse Anzahl" neuer ÖV-Abos gelöst worden und der Parkplatzbedarf merklich gesunken, schrieb die Regierung in der Antwort auf einen Vorstoss aus dem Kantonsrat. Dadurch seien die CO2-Emissionen signifikant gesenkt worden. Die Langzeitwirkung werde "systematisch untersucht".

Im Gespräch mit 22 Firmen

Die Datenanalysen der Genossenschaft 42hacks zeigten, dass "die zehn grössten Arbeitgeber-Cluster" im Kanton über das Potenzial verfügten, den kantonalen motorisierten Individualverkehr durch den Umstieg auf ÖV und Velo um "rund 7,5 Prozent" zu reduzieren, rechnete die Regierung vor.

Man sei im Gespräch mit 22 Firmen in der ganzen Ostschweiz, davon befänden sich zwölf im Kanton St. Gallen. Aktuell richtet sich die Mobilitätsallianz ausschliesslich an Grossunternehmen mit mehr als 10'000 Mitarbeitenden. Diese Schwelle könne aber auch auf Industrie- und Gewerbearealen mit mehreren Unternehmen erreicht werden.

Bei der Mobilitätsallianz Ostschweiz arbeiten die Kantone St. Gallen, Thurgau und Appenzell Ausserrhoden sowie der Tarifverbund Ostschweiz zusammen.

Keystone-SDA