Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken
Schweiz
03.08.2025

Drei Fragen zum dritten August

Mario Aldrovandi, Journalist. Eine Trauernde am Grab eines gefallenen ukrainischen Soldaten.
Mario Aldrovandi, Journalist. Eine Trauernde am Grab eines gefallenen ukrainischen Soldaten. Bild: Portal24
Die Nationalfeier ist vorbei – der Zollhammer bleibt – und das Schweigen über diese Katastrophe. Stattdessen wird die Schweiz in den Himmel gelobt. Ein Kommentar von Mario Aldrovandi.

Drei Tage nach Trumps Ankündigung für einen Strafzoll von 39 Prozent gegen die Schweiz, verharrt das Polit-Establishment in Schockstarre. Der Bundesrat will sich am Montag in einer Videokonferenz darüber unterhalten, streng nach dem Motto «Numme nid gsprängt».

Den 1.August-Rednern ist der Trump-Brocken im Hals stecken geblieben. Antworten gibt es bisher keine - weder von den bürgerlichen noch von den linken Parteien.

Lächelnde Schweizer

Dafür gibt es viel Lob für die Schweiz. Auch von unerwarteter Seite, zum Beispiel aus der Feder eines Flüchtlings. Nur die Schweizer würden lächeln, in der Schweiz, die Griesgrämigen seien hier die Ausländer, in einem Land das «keine erbitterten Feinde» hat. Dies schreibt Alexander Abarinov, der die kriegsgeplagte Ukraine verlassen und in Rapperswil-Jona einen ruhigen Hafen gefunden hat.

Ich verstehe jeden Flüchtling, der aus Not ein Land verlässt, egal ob er vor dem Assad Terror in Syrien flüchtet, dem Taliban Terror in Afghanistan oder vor dem Hunger Terror in der Sahel-Zone. Jeder ist sich selbst der Nächste und niemandem kann verübelt werden, wenn er sich für seine persönliche Zukunft neu orientiert. So wie einst der deutsche Dichter Bertold Brecht schrieb: «Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral»

Und darum denke ich auch an jene, die bleiben. Zum Beispiel in der Ukraine. Allein seit Januar 2025 sind 112'500 russische Soldaten gestorben oder verletzte worden in ihrem sinnlosen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Diese Zahl nannte Donald Trump und er schrieb auch, dass in den letzten sieben Monaten 8'000 Ukrainer ums Leben kamen.

Viele Ukrainer wurden in ihren Betten durch russische Raketen ermordet, die meisten starben beim Abwehrkampf gegen die Invasion. Ihnen gilt mein höchster Respekt. Sie stehen zu ihrem Land, setzen sich ein, wollen nicht gehen. Sie leiden für und mit ihrer Heimat. Sie zelebrieren nicht ihre Trauer, sondern sind traurig über jedes vergeudete Leben und sie wehren sich.

Widerstand oder Anbiederung?

Und wenn ich an diese Menschen denke und auch an jene, die Widerstand leisten gegen die Mullahs im Iran und die Kreml-Oligarchen in Russland, und dies vergleiche mit den hier gehörten 1.August Reden in der friedlichen Schweiz, dann habe ich drei Fragen:

Würden wir Schweizer uns ebenfalls so tapfer wehren gegen einen ausländischen Aggressor, wie es zum Beispiel die Ukrainer tun? Wie würden wir auf jene schauen, die unsere bedrohte Heimat verlassen? Was sind unsere Reden wert, wenn wir nicht einmal in der Lage sind, Klartext in Sachen Trump und Zollhammer zu reden, sondern als einzige Antwort Anbiederung anbieten?

Mario Aldrovandi, Portal24