Wenn Kleider tatsächlich Leute machen, dann machen Rahmen Bilder – jedenfalls die Bilder von Urs Manuel Jörger, die seit einigen Tagen im Rathaus in Sargans ausgestellt sind und zu einem Rundgang einladen. Rahmen in allen Variationen, Farben und Formen, aus verschiedenen Epochen und Stilrichtungen, geben den Werken des 36-jährigen Künstlers eine eigene Note. Sie dienen als Grundlage für sein Schaffen, inspirieren ihn für seine Bilder – und sorgen damit für einen Kontrast, der grösser wohl nicht sein könnte.
Denn seine Bilder sind im Vergleich sehr schlicht gehalten, meist einfarbig, oftmals versehen mit einem einfachen Schriftzug oder einer geometrischen Form. Aber der Schein trügt: Die Symbolik hinter den Bildern ist mindestens ebenso gross wie deren Simplizität. Jörger selbst schreibt seine Bilder dem Neoexpressionismus zu, einer künstlerischen Bewegung aus den Sechziger Jahren mit einer persönlichen und stark symbolischen Bildsprache. «Es ist ein sehr emotionaler Stil», erklärt der Wahl-Sarganser in einem Rundgang durchs Rathaus.
Ein Wort der Kontroverse
«gladia» nennt Jörger die Ausstellung, die bis am 29. September im Rahmen der Serie «Kunst im Rathaus» an der Städtchenstrasse 45 gezeigt wird. «Dieses Wort gab es bisher noch in keiner Sprache», erklärt Jörger. Seine Verwandtschaft zum Lateinischen kann er aber nicht von der Hand weisen. Er habe bewusst nach einem Begriff gesucht, der zwar noch nicht existiere, aber in seinem Wortstamm gleich an mehrere, bestenfalls kontroverse Namen erinnere. So denke er gleichermassen an «Gladiatoren», die römischen Berufskämpfer, wie an «Gladiolen», die heimischen Schwertlilien mit ihren leuchtenden Farben.
Ebenso kontrovers wie ihr Name ist auch die Ausstellung selbst. Von A wie «antarctica» bis V wie «versailles» spiegeln die Bilder viele persönliche Erlebnisse, Erinnerungen oder Gedanken ihres Schaffers wider – aber nur für jene, die ihn danach fragen. Ihnen wird er über Schlagwörter wie Heimat und Kindheit, Sehnsüchte und Ängste berichten. Für alle anderen lassen die Bilder viel Raum für Interpretationen. Und am Ende darum auch für eigene Gefühle. «Ich möchte der Betrachterin oder dem Betrachter nicht sagen, was er oder sie auf meinen Bildern zu sehen hat», erklärt Jörger den gewollt gegebenen Raum. «So funktioniert Expressionismus nicht.» Vielmehr sollten alle Betrachtenden ihre eigene Wahrheit in den Bildern wiederfinden.
Keine Premiere in Sargans
Es ist nicht das erste Mal, dass Urs Manuel Jörger in Sargans ausstellt. Erst vor rund einem Monat hat er seine Zelte in der Matthäuspfrund direkt am Kirchplatz abgebrochen. Vom 2. April bis am 29. Mai sind einige seiner Werke unter dem Titel «in aeternum» (zu Deutsch «in Ewigkeit») in dem Gebäude der Ortsgemeinde an der Städtchenstrasse 63 gestanden.
Bis Ende September
Bis am Dienstag, 30. September, kann Jörgers «gladia» vom Parterre bis in den zweiten Stock des Rathauses an der Städtchenstrasse 45 bestaunt werden. Interessierte sind zu den üblichen Schalteröffnungszeiten der Gemeindeverwaltung herzlich willkommen. Der Künstler stellt auch einige seiner Werke zum Verkauf. Einige Werke sind auf Jörgers Website einsehbar. (pd)