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Gesundheit
04.06.2025

Darmbakterien als Jungbrunnen?

Darmbakterien im Fokus der Altersforschung. Die Zusammensetzung des Mikrobioms beeinflusst massgeblich die Gesundheit unserer Blutgefässe.
Darmbakterien im Fokus der Altersforschung. Die Zusammensetzung des Mikrobioms beeinflusst massgeblich die Gesundheit unserer Blutgefässe. Bild: pixabay
Forschende der Universität Zürich entdecken, dass unser Darm das Alter unserer Blutgefässe beeinflusst – und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Nun zeigt eine neue Studie der Universität Zürich (UZH), dass das Mikrobiom im Darm eine entscheidende Rolle bei der Alterung unserer Blutgefässe spielt. Die winzigen Darmbewohner könnten damit über unsere Gefässgesundheit, und unser biologisches Alter, mitentscheiden.

Spezielles Darmbakterium 

Im Alter verändert sich die Zusammensetzung der Bakterien im Darm. Dabei entstehen mehr Stoffwechselprodukte, die den Körper belasten und weniger solcher, die ihn schützen. Im Fokus der neuen Studie steht die sogenannte Phenylessigsäure, ein Abbauprodukt der Aminosäure Phenylalanin. Die Forschenden konnten nachweisen, dass sich dieser Stoff im Alter vermehrt im Blut ansammelt und Endothelzellen, die innere Auskleidung der Blutgefässe, altern lässt. Dadurch werden die Gefässe steif, entzündlich und verlieren ihre Elastizität.

Ein spezielles Darmbakterium, Clostridium sp. ASF356, wurde als Hauptverursacher entlarvt. Dieses Mikroorganismus wandelt Phenylalanin in die schädliche Phenylessigsäure um. Siedelten Forschende dieses Bakterium bei jungen Mäusen an, zeigten sich rasch Zeichen von Gefässalterung. Wurden die Keime jedoch mit Antibiotika entfernt, sank auch die Konzentration der Phenylessigsäure und die Blutgefässe blieben jung.

Gute Bakterien, gute Gefässe

Doch nicht alle Darmbakterien wirken sich negativ aus. Einige produzieren kurzkettige Fettsäuren wie Acetat, die eine geradezu verjüngende Wirkung auf das Gefässsystem haben. In Laborversuchen konnte gezeigt werden, dass Natriumacetat die Funktion gealterter Endothelzellen wiederherstellt. Mit dem Alter schrumpft allerdings die Zahl dieser «guten» Bakterien ebenfalls.

Ernährung als Schlüssel 

Die gute Nachricht ist, dass wir das Mikrobiom, und damit unsere Gefässe, positiv beeinflussen können. Laut den Forschenden helfen Ballaststoffe, Antioxidantien und entzündungshemmende Nahrungsmittel, die gesunden Darmbakterien zu fördern. Gleichzeitig sollte der Konsum von phenylalaninreichen Lebensmitteln wie rotem Fleisch, Milchprodukten und künstlichen Süssstoffen reduziert werden.

Sogar Medikamente gegen die Gefässalterung könnten in Zukunft möglich sein: Erste Versuche mit gentechnisch veränderten Bakterien, die die Bildung von Phenylessigsäure unterdrücken, sind vielversprechend.

UZH/ Zürich24 / March24 & Höfe24