Was ist Kultur und was Tradition? Worin liegen die Unterschiede? Eines ist gewiss: Beides kann den Alltag bereichern. Den Beweis liefern zum Beispiel die Platzkonzerte beim öffentlichen Verkehrsknotenpunkt in Sargans, zu dem auch der Busbahnhof gehört. Und so haben diese Woche der Jodlerklub Gonzen Sargans mit ihren Jodlerklubfreunden aus Niederurnen ihr Publikum zum zweiten Mal mit einem Freiluftständchen erfreut.
Mit ihren gemeinsamen Auftritten untermauern die Jodlerinnen und Jodler auch, dass Traditionen überleben können, wenn sie mutig an neue Gegebenheiten angepasst werden. Vielleicht liegt genau darin der wahre Geist des Jodelns – in der Anpassungsfähigkeit und dem unerschütterlichen Willen, mit Herz und Stimme das Verbindende zu zelebrieren.
Silberstreifen am Horizont
Heuer wird der Jodlerklub Gonzen Sargans 60-jährig. Noch vor zwei Jahren sah die Zukunft düster aus; ein massiven Mitgliederschwund aus Altersgründen stellte das Weiterbestehen infrage. Die Sarganserländer Jodlerin Pia Albrecht kontaktierte den Jodlerklub Niederurnen, der personell in der gleichen Lage war, und die Chöre beschlossen, gemeinsam in die Zukunft zu gehen, dabei aber selbständig zu bleiben. Bei ihren Auftritten vereinen sie sich als «Gesamtchor» unter Direktion von Andrea Rhyner (Ennenda). Eine weise Entscheidung. Nachdem das Jugendjodelchörli Sarganserland von Louis Moser mit drei Leiterinnen über viele Jahre gefördert wurde, verstärken mittlerweile einige Talente den Jodlerklub Gonzen, welcher auch dank des Engagements von Präsidentin Daniela Anrig Silberstreifen am Horizont sieht.
Das über einstündige Freiluftkonzert am Busbahnhof Sargans wurde vom Alphornduo Jakob Zollinger (Forch) und Res Mänzi (Filzbach) abgerundet. Mit «Ä liebe Mänsch» von Fredy und Emil Wallimann wollte der 17-köpfige Gesamtchor seinen Auftritt beenden, doch es wurden Zugaben gefordert. Fazit: Eine gelungene Symbiose, welche beide Jodelklubs wieder in die «Spur» zurückbringen kann.