Austausch mit Wissenschaftlern und Spezialisten
Ausgewiesene Fachpersonen aus unterschiedlichen Disziplinen vereinen sich in diesem Projekt zu einem Team von Interessierten und Forschern.
Zuvorderst steht der emeritierte Materialwissenschaftler der ETH Zürich, Prof. Walter Caseri, welcher Bolt auch auf den sogenannten römischen Beton (opus caementicium) aufmerksam machte. An diesem Werkstoff wird weltweit geforscht. Caseri wird insbesondere für die werkstofftechnischen Aspekte im Projekt aktiv sein – wenn es darum geht, die physikalischen Eigenschaften der hergestellten Modelliermassen zu prüfen, zu charakterisieren und Ratschläge für die Weiterentwicklung zu geben.
Zum Projektteam gehört mit Sgraffito-Künstler und Brandkalkspezialist Johannes Wetzel auch ein Handwerker und Praktiker. Wetzel ist der Spezialist, wenn es um Kalk in all seinen Formen geht. Allerdings ist Kalk lediglich ein Oberbegriff, denn hier spricht man von Dolomit, also Kalziumkarbonat. Hier schöpft der Sgraffito-Künstler aus dem Vollen mit seiner reichhaltigen Erfahrung. Interessant ist die Idee, Marmor zu brennen und herauszufinden, ob sich daraus überhaupt etwas ergibt – und wenn ja, was!
Das Team wird ergänzt durch den Archäologen Martin Mohr, den Kunsthistoriker, Philosophen und Publizisten Andrin Schütz sowie Dr. Alberto Mugnani als Kunsthistoriker und Kunstwissenschaftler aus Mailand. Letzterer wird die Thematik insbesondere kulturhistorisch recherchieren und aufarbeiten, während Mohr aus dem reichen Fundus archäologischer Funde schöpfen kann und entsprechende Vergleiche ziehen kann. Schliesslich wird Schütz mit seinem breitgefächerten Erfahrungsschatz, seinem Wissen und den vielfältigen Interessen die Projektarbeit begleiten.
Ein überraschendes Projektbudget
Auf die eingesetzten Mittel angesprochen, meint Bolt: «Neben Geld wird viel Fantasie und Herzblut eingesetzt, welches nicht in Geld aufgewogen werden kann. Aber natürlich ist Geld auch wichtig, insbesondere um Spesen decken zu können. Wir rechnen mit Kosten von 100 000 Franken pro Jahr». Für diese Geldmittel kommen die öffentliche Hand, Stiftungen sowie Geldgeber aus der Wirtschaft und der Finanzwelt auf.
Erste Schritte sind gemacht
Beim Besuch im Atelier von Christian Bolt fallen einem die verschiedenen Plastikeimer auf, gefüllt mit wässrigem Schlick. So wurde in den vergangenen Tagen Ton aus Ascharina – dort wo einst die Töpferei Lötscher ihren Grundstoff gewann – und aus dem Davosersee Ton gesammelt, welcher nun in aufwendiger Arbeit gereinigt und aufbereitet wird. Gemahlener Dolomit, Marmor-Schleifstaub und viele weitere Roh-, Zwischenprodukte und Pigmente sind bereit, um in der Forschungsarbeit Verwendung zu finden. Daneben liegen Materialquader, welche dereinst auf den Prüfmaschinen der ETH Werkstoffdaten liefern sollen, um die eingesetzten Materialien, welche über die Zeit ihre Eigenschaften verändern, zu charakterisieren.
Abschliessend meint Christian Bolt: «Für mich ist es ein spannendes Projekt, bei welchem nicht nur Kunst, Historie und Wissenschaft zusammengeführt werden. Ebenso wichtig ist für mich, mit den Materialien aus der Natur, dem Erwerb vertiefter Kenntnisse darüber und Fantasie und Innovation Wege in Richtung Nachhaltigkeit zu finden und zu beschreiten.»