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Schweiz
27.04.2025

Aletsch-Arena: Biodiversitäts-Hotspot in den Alpen

Bild: zVg
Die Alpen gehören zu den bedeutendsten Biodiversitäts-Hotspots Europas. Besonders die Aletsch-Arena, Teil der UNESCO-Welterbe-Region rund um den grössten Alpengletscher, beeindruckt durch ihre Vielfalt an Lebensräumen. Von uralten Wäldern bis zu kargen Gletschervorfeldern bieten sie unzähligen Pflanzen- und Tierarten eine Heimat – doch diese einzigartigen Ökosysteme sind bedroht.

«Oben auf dem Jungfraujoch erinnert das Klima fast an den Nordpol», sagt Barbara Mäder, Leiterin Kommunikation der Stiftung UNESCO-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch. «Und nur 30 Kilometer weiter, an den Südhängen des Lötschbergs, ist das Klima warm und trocken – fast wie am Mittelmeer.»

Diese extremen Klimabedingungen schaffen eine einzigartige Naturkulisse. Wer durch die Aletsch-Arena wandert, kann hautnah erleben, wie sich die Vegetation von den ersten Pionierkräutern in den Gletschervorfeldern bis hin zum über 1000 Jahre alten Aletschwald verändert.

Im Aletsch-Wald Bild: zVg

Lebensgrundalge der Menschen

Diese reiche Biodiversität in der Aletsch Arena ist faszinierend und sichert nebenbei die Lebensgrundlage des Menschen. «Noch. Denn der Klimawandel verändert die Lebensbedingungen in einem Tempo, mit dem die Tier- und Pflanzenwelt nicht mithalten kann», mahnt Barbara Mäder. Sie betont, wie wichtig eine ausgewogene Biodiversität ist: «Sie ist unsere Lebensversicherung. Luft und Wasser reinigen, das Klima regulieren, Erholungsräume schaffen – all das sind unschätzbare Leistungen der Natur, die uns täglich zugutekommen.»

Villa Cassel: Wo Naturwissen lebendig wird

Hoch über dem Aletschwald thront die historische Villa Cassel, die seit 1976 das «Pro Natura Zentrum Aletsch» beherbergt. Das charmante Anwesen auf der Riederalp ist nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern auch ein lebendiger Lernort. Maurus Bamert und sein Team bieten hier spannende Programme an, die sowohl Kinder als auch Erwachsene für die Natur begeistern. «Denn sie ist eine fundamentale Grundlage für Ökosystemleistungen», betont Bamert. Wer das Glück hat, hier zu übernachten, erwacht mit einem atemberaubenden Blick auf die majestätischen Gletscher, während die ersten Sonnenstrahlen den Morgennebel durchbrechen – ein Erlebnis, das lange nachhallt.

Die Villa Cassel: Postkarten-Idylle auf der Riederalp Bild: zVg

Pro Natura: Engagement für die Artenvielfalt

Pro Natura setzt sich mit Bildungsprogrammen, Projekten und über 700 Schutzgebieten aktiv für die Erhaltung der Artenvielfalt ein. «Neben dem Klimawandel ist die Raumnutzung ein sehr wichtiger Faktor», erklärt Bamert. Die Hauptaufgabe des Zentrums bleibt die Umweltbildung und Sensibilisierung. Aktuell wird der Alpengarten der Villa neu gestaltet, um das Verständnis für Ökosystemleistungen und die Relevanz der Biodiversität zu stärken. Wer durch diesen Garten spaziert, kann die Natur nicht nur sehen, sondern mit allen Sinnen erleben – eine Reise durch die alpine Pflanzenwelt, die staunen lässt. 

««Die ‹Fluchtwege› nach oben sind für wärmeliebende Arten endlich.»»

Klimawandel: Bedrohung für Flora und Fauna

Studien zeigen, dass die Durchschnittstemperaturen in den Alpen doppelt so schnell steigen wie im globalen Durchschnitt. Dies beeinflusst Vegetationsperioden, Wasserhaushalt, Schneegrenze und Gletscher. Wärmeliebende Arten breiten sich in höheren Lagen aus und verdrängen die dort ansässige Flora und Fauna. «Die ‹Fluchtwege› nach oben sind endlich und das Platzangebot begrenzt», erklärt Bamert. Deutlichster Indikator ist der Rückgang des Aletschgletschers, der allein im letzten Jahr rund sechs Prozent seines Volumens verlor.

Auch in der Tierwelt sind Veränderungen sichtbar. Die Alpenschneehühner wandern nach oben, um den veränderten Bedingungen zu entkommen. «Diese Vögel sind an die rauen Bedingungen im Bergwinter angepasst», so Bamert. Die Verschiebung der Vegetation, bedingt durch den Klimawandel und weniger Beweidung, beeinflusst die Lebensräume der Tiere zusätzlich.

Perfekt getarnt: Ein Alpenschneehuhn Bild: zVg

Trockenmauern als Lebensraum

Die Aletsch-Arena ist reich an traditionellen Trockenmauern, die seit Jahrhunderten ohne Zement und Mörtel errichtet werden. Diese Mauern sind mehr als nur Grenzmarkierungen: Sie bieten Tieren und Pflanzen wertvollen Unterschlupf. In den letzten drei Jahren wurden rund 320 Meter dieser Mauern wiederhergestellt. «Sobald es die Wetterbedingungen zulassen, geht es dort mit den Arbeiten weiter», erklärt Biologin Myriam Roidt. Diese behutsame Pflege hilft, die Vielfalt der Lebensräume in der Region zu bewahren.

Trockenmauern, gebaut ohne Zement und Mörtel Bild: zVg

Katalogisierung der Quell-Lebensräume

Die Stiftung UNESCO-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch (SAJA) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Quell-Lebensräume der Region zu erforschen und zu erhalten. «Rund 80 dieser Lebensräume haben wir schon in der Aletsch-Region gefunden und kartiert», berichtet Roidt. Diese Quellen bieten konstant kühle Temperaturen und sind daher besonders für alpine Arten von grosser Bedeutung.

Bildungsarbeit im World Nature Forum

Ein weiterer wichtiger Baustein der Sensibilisierungsarbeit ist das World Nature Forum (WNF) in Naters. Es befindet sich nur wenige Gehminuten vom Bahnhof Brig entfernt und ist mehr als ein klassisches Museum. Hier können Besucher interaktiv erleben, warum die Aletsch-Arena ein so bedeutender Biodiversitäts-Hotspot ist und wie sie selbst zum Schutz der Natur beitragen können.

Dieser Artikel erschien zuerst auf bergwelt.me

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