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Bad Ragaz
28.08.2024

Ein wahrer Meister an der Orgel

Sein Publikum kommt aus dem Staunen nicht heraus: Hannfried Lucke kredenzt an der Orgel wahre Wunderwerke.
Sein Publikum kommt aus dem Staunen nicht heraus: Hannfried Lucke kredenzt an der Orgel wahre Wunderwerke. Bild: Pressedienst
An seinem Orgelkonzert im Rahmen der Bad Ragartz hat Hannfried Lucke die vielfältigen Möglichkeiten der berühmten Goll-Orgel ausgespielt.

Am Freitagabend kam ein begeistertes Publikum in der evangelischen Kirche in Bad Ragaz in den Genuss eines ganz wunderbaren Konzertes im Rahmen der Skulpturen-Ausstellung Bad Ragartz: Hannfried Lucke ist Professor für Orgel und Improvisation und Vize-Rektor an der berühmten Musik-Universität Mozarteum in Salzburg. Er hat für die evangelische Kirche in Bad Ragaz über die grosszügige Stiftung Ada Schmidheiny eine ganz aussergewöhnlich gute Orgel erwerben und einrichten können, die nicht nur von ihm regelmässig gespielt wird, sondern auch von sehr bekannten und aufstrebenden Organisten, die von ferne anreisen, weil sie die vielfältigen Möglichkeiten dieser Goll-Orgel so sehr schätzen. 

Wunderbare Kulturschätze

Und diese bekam das Publikum im Konzert zu hören und zu spüren, weil sich die Klänge nicht nur über die gespitzten Ohren, sondern bei bestimmten Registern auch über die Vibrationen der harten Kirchenbänke in die Seelen vertieften. Es waren Werke bekannter Komponisten zu hören: eine Sonate in g-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788), der zu seiner Zeit berühmter war als sein Vater Jo-hann Sebastian (1685–1750), von dem dann die Choralbearbeitung «Wir glauben all’ an einen Gott, Vater» (BWV 740), sehr passend zum ersten Kirchenfenster in dieser Kirche, und seine grandiose Fantasie und Fuge in g-Moll BWV 542 zu hören waren. Eine Aria von Henry Purcell (1659–1695) schwebte über dem Publikum und in es hinein und von Mozart (1756–1791) wurde man mit einem tiefsinnig aufweckenden Adagio in der von ihm selten verwendeten Tonart h-Moll beglückt. Diese beiden Komponisten sind nicht älter als 36 Jahre geworden und haben so wunderbare Kulturschätze hinterlassen, die noch lange nicht aufgearbeitet sind. 

Wundersame Improvisationen

Ganz besonders erstaunlich und überraschend waren dann die Improvisationen, die Meister Lucke spontan an dieser Orgel ausarbeitete. Das fröhliche Wanderlied «Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt» kombinierte er auf Wunsch mit der vielfach vertonten Bachkanta-te «Wer nur den lieben Gott lässt walten», wobei er das eine Stück von Dur in Moll, das andere umgekehrt transponierte und die beiden dann in einer zehnminütigen Darbietung durch alle Register hindurch ineinander verwob. Und zum Ende baute er spontan ein weiteres solches Wunderwerk auf, als er «Ein’ feste Burg ist unser Gott» mit «Der Mond ist aufgegangen» kunstvoll ineinander verschränkte. Niemand in dieser Kirche kam aus dem Staunen wieder heraus. Es wäre zu hoffen, dass solch dankbares Staunen ein Dauerzustand bliebe: Schon die alten Philosophen fanden und empfahlen das Staunen als einen besonders geeigneten Weg zur Erkenntnis. 

sardona24