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Schweiz/Ausland
24.10.2023

Grüne: Ist Glättli noch zu halten?

Angezählt: Balthasar Glättli.
Angezählt: Balthasar Glättli. Bild: zVg
Nach der Wahlniederlage stellen Grüne und Grünliberale vieles in Frage. Vor allem Grüne-Präsident Balthasar Glättli steht in der Kritik.

Die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt es deutsch und deutlich: «Glättli spricht über sein Präsidialamt und seine Partei wie ein Coach in einem Teambuilding-Seminar – aus der Distanz betrachtet und so, als ob er nicht wirklich dazugehören würde».

Glättlis Antwort im Radio könne man entsprechend frei interpretieren, etwa so: «Rücktritt? Das ist eine Frage, die andere beantworten müssen. Mir persönlich gefällt der Job eigentlich immer noch ganz gut – Wahlniederlage hin oder her.»

Betupfter Präsident

Bereits am Sonntagnachmittag sei klar geworden, dass Glättli ein ambivalentes Verhältnis zur Präsidentenfrage hat, die seine Person betrifft. Die NZZ schreibt: «Er wusste, dass sie kommt, und wirkte dennoch betupft, als sie hier und da gestellt wurde». 

Laut der SRG-Nachwahlbefragung zog es die Hälfte der abgewanderten Grünen-Wähler hin zur SP. Obwohl die Sozialdemokraten im Parlament praktisch gleich abstimmen wie ihre langjährige Juniorpartnerin, gilt die SP bei der gegenwärtigen Themenkonjunktur als reifer. Oder als erwachsener? Jedenfalls sei der Klimaschutz nicht mehr das Alleinstellungsmerkmal der Grünen, hiess es am Montag in der von der Forschungsstelle Sotomo durchgeführten Nachbefragung.

Grossen selbstkritisch

Das betrifft sowohl die Grünen als auch die GLP. Deren beide Präsidenten gehen derweil sehr unterschiedlich mit der Niederlage vom Sonntag um.

Jürg Grossen hat die Grünliberalen 2017 mit einem Wähleranteil von 4,6 Prozent übernommen. Heute sind es 7,2 Prozent. Und trotzdem ist der Berner Oberländer enttäuscht. Er habe dermassen «viel Lebensenergie» in die Partei gesteckt, sagte Grossen am Montagmorgen.

GLP: Angriff auf den Zürcher Ständeratssitz

Jetzt gehe es darum, mit der Fraktionschefin Tiana Angelina Moser in Zürich den Einzug in den Ständerat zu schaffen. Dann gelte es den Legislaturstart vorzubereiten, die Kommissionssitze müssen neu verteilt und die reich befrachtete Dezembersession bewältigt werden. Aber dann, Anfang des kommenden Jahres, komme die Zeit für eine Auslegeordnung, sagte Grossen. Im Gegensatz zu Glättli scheint Grossen einen Tag nach der Wahlniederlage alles infrage zu stellen – auch sich selbst als GLP-Präsident.

Thomas Renggli