Am Samstagabend einigte sich Söldnerführer Jewgeni Prigoschin mit der Kremlführung unter Vermittlung des belarussischen Diktators Alexander Lukaschenko. Das Strafverfahren gegen Prigoschin wird eingestellt.
Prigoschin werde nach Weissrussland gehen, sagte der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow. Was genau Prigoschin in der ehemaligen Sowjetrepublik tun wird, teilte der Beamte nicht mit. Russland sei dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko für seine Bemühungen um eine Lösung des Konflikts mit der PMC Wagner dankbar, sagte Peskow vor Reportern.
Relative Ruhe in Moskau
Als Teil seiner Reaktion auf die Meuterei hat der Kreml 3’000 tschetschenische Elitetruppen in Moskau stationiert und Maschinengewehre rund um die Hauptstadt aufgestellt, um das Eindringen privater Truppen in das Machtzentrum zu verhindern. Die Sondersicherheitskräfte sind in Moskau immer noch mobilisiert.
Über den Aufenthaltsort von Putin ist nichts bekannt.
Söldner-Chef erhält Applaus
Vor eine ihm zujubelnden Menge verliess Prigoschin das vom ihm besetzte Gebäude der russischen Militärverwaltung in Rostow am Don, bestieg ein Auto und fuhr in unbekannter Richtung davon. Die Panzer der Wagner-Söldner fuhren aus der Stadt.
Zuvor hatte Prigoschin gesagt: «In 24 Stunden haben wir uns bis auf 200 km an Moskau herangearbeitet. In dieser Zeit haben wir keinen einzigen Tropfen des Blutes unserer Männer vergossen. (…) Nun aber ist die Zeit gekommen, in der Blut vergossen werden könnte.» Weil er das nicht wolle, würden er und seine Söldner sich «planmässig» in «Feldlager» verschieben.
Verluste der russischen Luftwaffe
Während der Meuterei verlor die russische Armee einige Elemente ihrer Luftwaffe. Von Söldnern abgeschossen wurde der sowjetische fliegende Luftlandekommandoposten Il-22. Dreizehn Personen an Bord werden seither vermisst.
Darüber hinaus hat die russische Luftwaffe in den letzten 48 Stunden drei Störhubschrauber Mi-8, einen Frachthubschrauber Mi-8, einen Kampfhubschrauber Ka-52 Alligator und einen Frachtangriffshubschrauber Mi-35 verloren.
Ukrainer nutzen Verwirrung
In der Ukraine nutzten die Verteidiger des Landes die Verwirrungen für den Ausbau ihrer Offensive. Die Stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Malyar schrieb zu den Folgen der Meuterei an der Kriegsfront: «Unsere Truppen starteten heute eine Offensive in mehrere Richtungen gleichzeitig. Es gibt Fortschritte in allen Richtungen.»
Folgen für andere Länder
Die Zerstörung des Bündnisses zwischen dem Kreml und den Wagner-Söldnern hat erhebliche Auswirkungen auf Moskaus Macht- und Einflussprojektion insbesondere in afrikanischen Ländern.
Konkret betrifft es Länder, in denen Wagner Söldner die Drecksarbeit des Kremls erledigen: Das sind Mali, die Zentralafrikanische Republik, Libyen, Sudan, Mosambik und Syrien. Die Meuterei in Russland betrifft also nicht nur Russland und die Ukraine.